Samstag, 7. November 2009

Herbstschleier über weitem Land



Nebel steigt auf. Verwunschene Stimmung.
Foto: DIALOGPresseweller


Wie ein Schleier weiß gelegt,
langsam übers Land,
in roter Glut die Sonn’ vergeht,
dort fern am Waldesrand.

Sind es Pferde schemenhaft,
die weiden dort im grauen Wabber?
Dämmerung gewinnt an Kraft,
kommt vom Weg dort Hufgeklapper?

Versunken ist der rote Feuerball,
Dunkel bricht herein,
verleisert ist der Widerklang,
bald fahler Mondenschein.

Dunkel-Gräue über weitem Land,
Flüstern dringt aus Wiesen, Wald,
wo manch Wesen sich zusammenfand,
geheimnisvoll, den Menschen unbekannt.
Georg Hainer

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Herbst-Romanzen

Sanft streift Wind durch
gelb-rot-grünen Wald,
die Nächte schon oktoberkalt.

Tags noch wärmt der Sonne
glitzernd-goldner Strahl,
morgens Nebel aus dem Tal.

Leicht zieh’n Wolken
weiß durchs Himmelsblau,
nicht mehr fern Novembergrau.

Abgeerntet sind die Felder,
legen sich zur Jahres-Ruh,
bald deckt Schnees-Weiß sie zu.
Georg Hainer

Freitag, 31. Juli 2009

Kleopatraianische Sphinx-Träume



Sah ich sie, Kleopatra,
nächtens im Tieftraum,
die göttliche Herrscherin.
Selbst dem Lande so fremd.
Sie, selbst die Römer
in ihren Bann ziehend,
Thronendes etwas. Bewusst.

Sind’s Schimären, die ich sehe,
entführt in fremdes Land,
doch traumvertraut.
Die Doppelgesichtigkeit
der verwunschenen Sphinx,
wachend, schauend.
Ein Für-Immer.

Aber bald schon entflohen
der Arme des Morpheus,
alles noch klar vor Augen,
geschaut zu Prunk, Kleopatra, Sphinx.
Frage ich mich unwissend selbst:
War es schon einmal ehedem,
dass ich lebte. Leibhaftig.
Georg Hainer

Freitag, 17. Juli 2009

Spots

Wüsste ich, dass die Welt morgen unterging,
würde ich keinen neuen Baum pflanzen. Wozu?

Liebe und Treue
haben ihre Langatmigkeit verloren.
Man atmet kürzer für neue Luft.

Paare geben sich Ja-Wörter.
Sie werden so schnell übersehen
wie Verkehrsschilder.

Das wahre Glück ist
weder ermessbar noch erforschbar.
Es wird individuell gelebt.

Irgendwie vermärchend

Wenn Rapunzel aus dem Schlaf erwacht,
sie flugs vom Prinzen wach gemacht,
wenn’s um Haare geht, dort auf dem Schopf,
lässt Dornröschen ihn herunter, ihren langen Zopf.
Die Gretel zieht mit Däumeling von dannen,
wollen zu des bösen Zwerges Reich gelangen,
Nils Holgerson, dort vorne auf dem Pferd,
hat ebenfalls vom Zauber-Zwerg gehört.
Sieht Rumpelstilzchen hier im Finsterwald
und Hänsel, dem ist bitterkalt.
Schneewittchen kommt zum Hexenhaus,
steckt bald den Finger aus dem Gitter raus.
Aschenputtel, wieder schön wie nie,
wird durch Rosenrot zur Gold-Marie.

Ach, solch eine Märchen-Träumerei,
alles ist schon eine Welt vorbei.
Rapunzel lässt ihr langes Haar herab,
zu Dornröschen beugte sich der Prinz herab.
Wer Gretel sagt, der muss auch Hänsel sagen,
vom bösen Zwerg da gab’s nur Klagen,
vom Rosenrot-Schneeweißchen-Schwesternpaar,
das so lieb zum Brummbär war.
Das Rumpelstilzchen, einst versank es in der Erde,
Schneewittchen lebt und mag die sieben Zwerge.
Das Aschenputtel lang genug geschunden,
hat endlich ihren Prinz gefunden.
Auf Gänserücken fliegt er flugs davon,
klar, das ist Nils Holgerson.
Auch sie ist glücklich wie noch nie,
mal war sie Pech-, jetzt ist sie Gold-Marie!

Hm, der Erzähler fragt sich dann zuletzt,
ist denn wieder alles richtig jetzt?
Georg Hainer

Samstag, 11. Juli 2009

Das kannten wir nicht

Salat, üppig und kraus,
Romana. Früher nie gekannt.
Wolke baut sich dunkel
am Finanzhimmel auf.
Bad-Bank. Alles Miese gebunkert.
Kannten wir früher nicht.

Stau-Moloch Baustelle
auf fast jeder Straße.
Kannten wir 25 Jahre nicht so.
Staates Geldes-Segen für Bank und Unternehmen,
kannten wir noch nicht.

Am Balkan begonnen, in Afghanistan weiter.
Krieg ist kein Krieg. Fürsorge.
Kannten wir so noch nicht.

Menschen können vom Lohn ihrer Arbeit nicht leben.
Kannten wir früher nicht.
Betriebs-Verlagerung zu Niedrig-Lohnlädern
wird von einer EU subventioniert.
Kannten wir früher nicht.

An vieles muss man sich gewöhnen.
Die zentrale-EU-Bürokratie.
Und dass sie nicht auf demokratischen Füßen steht.
An Versprechen der Politiker,
nach der Wahl ganz anders formuliert.
Die Riesen-Staatshilfesummen,
die machbar sind.
Aber die kleinen Beträge, die vorher
für Schulsanierungen, Sozialzwecke
nicht aufbringbar waren.

Dank der Polit-Größe hellt sich's auf,
die Politik nimmt ihren Lauf.
Was so oft schon wurd' versprochen,
schnell nach der Wahl total gebrochen.
So vieles, was verlief in Staates Bahnen,
heut' können wir's zumindest ahnen.
Was läuft hier und in vielen Ländern,
der Bürger kann es doch kaum ändern.
Scheins zählen nur noch Geld, Partei und Macht,
der Demokratie dann "Gute Nacht".
Georg Hainer

Samstag, 27. Juni 2009

Gefangen im Kopf: Demenz schleicht sich ein


Von Georg Hainer

Ein großer und kräftiger Mann. Er wusste viel und gab so manchen guten Rat. Ab Mitte 50 waren die Haare ergraut. Noch arbeiten. Die Bahnrouten der Postzüge mit Ort für Ort im Kopf. Viele Kriegserinnerungen geblieben. Schlimme von den Verwundungen und der Gefangenschaft. Und gute, mit den Kameraden auf der Stube. Die Zeiten ändern sich. Nach dem Krieg zum Guten. Später Hoffen auf einen schönen Lebensabend. Der begann auch voller Zuversicht bereits mit 63 Jahren und finanziell gut versorgt.

Es liegt alles im Rahmen dieser normalen Nach-Kriegs-Familienleben, in denen man als Kleinkind glücklich ist, wenn Vater oder Mutter abends am Bett eine Geschichte vorliest oder, noch besser, erzählt bekommt, und man als Kind den spannenden Lebensgeschichten des Vaters lauscht, in der Pubertät alle Meinungen und Berichte aus alten Zeiten als „Quatsch“ abtut und zu nahezu allem eine gegenteilige „moderne Meinung“ vertritt. Mit dem Älterwerden sucht man wieder mehr die Kommunikation, erfährt so einiges, was für das eigene Leben von Bedeutung sein könnte. Sogar in der Musik nähert man sich wieder an. Wer hätte das nach Radio Luxemburg, Elvis, Jerry Lewis, Beetles und Abba, Rock, Pop und Beat gedacht?

Aber irgendwann, wenn Vater und Mutter zusehends altern, passiert es dann. Der Vater überschlägt nur noch die Tageszeitung, die er sonst jeden Tag ausführlich gelesen hat. Bei den Kreuzworträtseln, die sonst in einem „Klacks“ ausgefüllt wurden, bleiben immer öfter größere Lücken. Nach und nach ist so gar manches, was Vater sagt, nicht mehr stimmig. Er, der selbst so viele Gedichte und große Geschichten rund um den Westerwald geschrieben und veröffentlicht hat, verhaspelt sich beim Reden, erzählt Sachen mit falschen Zusammenhängen. Die Enkel merken das noch mehr. Der Opa, der so gern mit ihnen spielte, ihnen die Uhr schon zu frühen Kindertagen beibrachte und zeigte, wie man aus einem Stück Ast eine Flöte baute, war auf einmal weniger interessant, weil das alles nicht mehr „so richtig ging“.
Die Ärzte diagnostizierten „Altersdemenz“ beziehungsweise „Verkalkung“. Einer gab eine Spritze. Danach war der Vater für eine paar Tage völlig verwirrt. Das besserte sich zum Glück wieder. Die Hirnleistung ließ trotzdem mehr und mehr nach. Aber lange konnte uns Vater noch beim Namen nennen. Er saß ruhig am Sofa und versuchte, Zeitung zu lesen oder schaute ins Fernsehen. Mit dem Essen haperte es. Er nahm mehr und mehr ab. Er war gerade 70. Nach Arbeitdienst, Kriegseinsatz und ärmlichen Zeiten hatte er sich gewünscht, nach der Pension noch einige Jahre in Frieden und gut zu leben. Dass seine ersten Krankheitssymptome bereits mit Ende 68 auftauchten, hätte er nie für möglich gehalten. Zumindest aber war unsere Mutter fast immer bei ihm und versorgte ihn. Fast jeden Abend nach der Arbeit habe ich meinen Vater besucht, mich mit ihm unterhalten und die Mutter ein klein wenig entlastet. Vater und ich hörten uns Musik an. Alte Märsche, aber mehr noch die großen Chorlieder wie „Die Himmel rühmen“. Er wusste sie noch lange mitzusingen oder den Takt zu geben. Es ist ein Stück Lebensglück, dass ich ihn regelmäßig so lange begleiten konnte.

Mal im Krankenhaus
Weil eine Erkältung nicht so einfach vom Hausarzt zu kurieren war, musste er sogar ins Krankenhaus. Dort geht’s ja nicht einfach so. Vater, der zwar hin wieder mal zum Arzt gehen musste, war nie ein Freund von Ärzten und erst recht nicht von Krankenhäusern. Er war viel zu enttäuscht von Ärzen oder Professoren, die seine Kriegsverletzungen nach 1948 einstufen mussten. Wohl systembedingt, waren die Kriterien kaum nachvollziehbar. Die "Gutachter" spielten da anscheinend mit. Jetzt aber musste er wieder alle möglichen Untersuchungen über sich ergehen lassen und konnte selbst nicht einmal widersprechen. Außer seinen bekannten Verwundungen in Beinen, Brust und Kopf diagnostizierten die Ärzte eine leichte Nierenschwäche. Die aber war ohnehin schon seit über 30 Jahren bekannt. Schließlich gab’s noch „etwas Wasser in der Lunge“. Das wurde dann mit langen Spritzen über die Rückenseite abgezogen. Schließlich bestellte mich der Oberarzt in sein Büro ein. „Ihr Vater hat eine Demenz. Wir vermuten, dass sie auf Alkoholmissbrauch beruht.“ Völlig verärgert fragte ich nach, wie das wohl sein könnte. Mein Vater hätte nur ganz selten mal Alkohol getrunken. Tatsächlich hatte er früher mal bei einer Feier ein paar Bier und, wie es in diesen Zeiten üblich war, eventuell mal ein Schnäpschen getrunken. Zu Hause hat er sich allenfalls in späteren Jahren mal am Wochenende eine Flasche Bier, langsam vorm Fernseher getrunken, gegönnt. Meinen Vater habe ich noch nie betrunken gesehen. Kurz, eine schlimme Aussage wider besseres Wissen oder anderes, weil man in der Ärzteschaft, so schien es zu sein, nichts Besseres wusste.
Damals war noch kaum die Rede von dieser heute weiter verbreiteten Krankheit, dem Morbus Alzheimer, also der Alzheimer Krankheit. Ärzte und Wissenschaftler kennen bis heute weder die genauen Ursachen, noch haben sie Behandlungsmethoden zur Heilung. Es gibt zurzeit nur Mittel, die den Verlauf verzögern sollen. Zur Ursache sind mittlerweile die verschiedensten Theorien in Umlauf. Was Genaues weiß man nicht. Wir bereuen, Vater nicht vorher mit natürlichen Mitteln besser ausgestattet zu haben.

Kaum Verbesserungen
Im Krankenhaus war das nicht das Gelbe vom Ei. Man sagte sogar, einen Vormund bestellen zu müssen, obwohl die Angehörigen vor Ort waren. Ein Wahnwitz. Das wär’s noch gewesen! Wir haben das damals zu verhindern gewusst. Heute muss man ebenfall genau aufpassen, dass ein betroffener Angehöriger nicht unter Fremd-Betreuung gerät. Das nennt sich heute "Betreuer" statt Vormund. Sofern der mit der umfassenden Bereuung ausgestattet ist, hat man als Angehöriger kaum noch Rechte. Der Betroffene gar keine mehr.
Die Versorgung war insoweit schlecht, da Vater alleine nicht mehr essen konnte und sich kaum jemand die Mühe hatte, ihn zu füttern oder Getränke zu reichen. Es wurde zusehends schlechter. Dann aber gab’s eine Visite. Und siehe da. Dieser Umlauf-, Ober- oder Chefarzt hatte erkannt, dass hier etwas nicht in Ordnung war. Es gab ab sofort Aufbauspritzen und wieder zu trinken. Und Vater blühte schnell wieder auf. Er bekam wieder Farbe und redete weniger wirr. Schön! Nach ein paar Tagen holte ich ihn endlich wieder ab.
Aber es ging nicht so lange, weil Mutter auch nicht mehr konnte. Hilfskräfte mussten damals noch selbst bezahlt werden. Auf die Sozialdienste der Kirchen und der anderen Institutionen konnten wir kaum zählen. Also war vorübergehend ein Heimaufenthalt angesagt, bei dem ebenfalls ein großer finanzieller Teil selbst getragen werden musste. Mutter blieb so gerade noch Geld zum Leben. Sie war jeden Tag da. Vater konnte jetzt auch die Namen der Besucher nicht mehr sagen, sprach nur noch Durcheinander. Er saß, oft angeschnallt, in seinem Sessel. Aber sein Geist war nicht im Nirgendwo verschwunden. Immer wenn ich kam, glitt sofort ein Lächeln über sein Gesicht. Er hatte mich erkannt.
Das Heim konnten wir Vater dann nach kurzer Zeit ersparen. Mutter war wieder fitter, und so ging’s gleich wieder in seine gewohnte Umgebung, in sein Zuhause. Man sah es ihm an, dass er hier glücklicher war. Aber er wurde zusehends schwächer und bettlägerig. Er war nur noch ein Teil seiner früheren Statur, kleiner und völlig abgemagert, ohne Widerstandskräfte. Dann holte ihn eine Lungenentzündung ein. Die überlebte er nicht. Eines frühen Morgens schlief er sanft ein. Vorher hatte er noch zur Hand der Mutter gegriffen. Als ich kurze Zeit nach seinem Ableben kam, hielt ich ihm auch die Hand. „Hallo, Papa, ich bin bei Dir“.
So waren 72 Jahre eines Auf-und Ab-Lebens, von Krieg, Not und „Wirtschaftswunder“, von glücklicher Familie, Arbeit und Rentendasein zu Ende gegangen. Der ständige geistige und körperliche Verfall durch Alzheimer war nicht aufzuhalten gewesen.
Aber das Leben bestimmt das Auf und Ab. Und mancher erinnert sich später der Wurzeln. Ich höre manchmal sonntags auch die Chormusik, die mein Vater so liebte, und ich bin ihm für so viele Tipps und Anregungen dankbar. Aber ich bin traurig, dass ich mich in den letzten Jahren seines Lebens, wo er noch fit war, nicht mehr über seine alten veröffentlichten und nicht mehr zugänglichen Geschichten und Gedichte sowie sein Leben „vor der Familie“ nicht mehr unterhalten habe. Schade.

Natur-Bewegung


Baumwipfel verneigen sich
Müssen dem Machtdruck
auf Biegen und Brechen
folgen.
Blätter kreisen, drehen, wirbeln
Kein Freudentanz.
Beugen sich dem Sturm.
Nicht zu bremsen.

Manch knorriger Ast
Im freien Fall.
Absturz trotz Gegenwehr.
Recht auf Leben gebeugt.
Niederschlag.
Der Ruf nach Selbstbestimmung.
Er blieb ohne Gehör.

Birke und Weide aufrecht
In Ruhestellung.
Sie halten stumm inne.
Was für ein Sommer wird
Auf den Frühlingssturm folgen?
Wer weiß das schon?
Georg Hainer

Mittwoch, 27. Mai 2009

Maien- und Pfingsttage früher

Wie das Wetter so spielt. Wie heute war am 1. Mai mal strahlender Sonnenschein, mal regnete es. Wenn's sonnig war, ging's zur Maiwanderung. Die Eltern waren froh, dass frei war. Der Vater hatte keinen Dienst, und auch für die Mutter, so wie's sein soll zu Hause und für die Kinder sorgend, waren Feier- und Sonntage immer etwas Besonderes. Am 1. Mai sowieso.
Mit Freunden gingen wir dann am späteren Vormittag los. Über den nahen Waldweg durchs Maiengrün. Die Kundgebungen in der Stadt, bei denen eh wieder das Gleiche oder zumindest Ähnliches wie im Vorjahr und im Vorjahr und im Vorjahr... - wie heute - auf dem Programm stand, interessierten in unserem Freundes- und Bekanntenkreis nicht. Immerhin aber gab es dort wie stets Profilierungsversuche von Gewerkschaftern und Politikern.
Die Kinder hatten kleine Kästchen mit Luftöffnungen dabei. Umfunktionierte Zigarrenkisten. Deshalb schauten sie auch intensiv zu den Bäumen. Maikäfer finden und fangen. Es gab reichlich in verschiedenen Färbungen, vom hellen Braun bis zum Schornsteinfeger, mit fast schwarzem Gewand. Keine Frage, bald schon war das Krabbeln aus den Kisten zu hören. Sicher, es ist nicht schön, Tiere in Kisten oder Käfigen zu halten. Die EU scheint sich dem zumindest noch nicht nachhaltig angenommen zu haben. Enge und Profit vor freier Haltung. Aber bei den Maiausflügen und der Begutachtung durch die Kinderschar, wer welche und wie viele hatte, wurden die Krabbeltiere wieder freigelassen.
Am 1. Mai war die Strecke so ausgesucht, dass sie nach einiger Zeit zu einem Gasthof führte. In eine Gartenwirtschaft oder, wie man heute sagt, in einen Biergarten. Frühschoppenkonzert. Die Väter und größeren Brüder labten sich am Bier, die Frauen versuchten die Maibowle, den grünen alkoholisch angereichterten Waldmeistertrunk. Mittags gab's einen deftigen Eintopf, Würstchen oder Kotelett mit Kartoffelsalat. Alles erschwinglich. Danach machte man sich guter Stimmung auf den Heimweg. Der freie Tag der Arbeit klang aus.

Grüne Pfingsten
Pfingsten war anders. Zum Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes ging es morgens mit den Nachbarfamilien erst in den Gottesdienst. Die eine Abteilung nach St. Peter und Paul in die katholische Kirche, die andere, evangelische, ins Gemeindehaus am Rosterberg oder die altehrwürdige Martinikirche im alten Stadtkern. Zum Nachmittag traf man sich mit Freunden und Bekannten. Entweder bei ihnen oder zu Hause. Es gab guten Kuchen, zum Beispiel Boden mit Erdbeeren oder mit eingweckten Kirschen und frischer Schlagsahne. Ich glaube, diesen trefflichen Schlagsahnen-Geschmack wie bei dem weißen, süßen Produkt früher aus der Bäckerei, frisch in eine mitgebrachte Schüssel abgefüllt, habe ich bis heute nicht mehr gehabt. Enttäuschend. Aber nicht ungewöhnlich, bei Brot und Brötchen ist es meist auch so.
Der Kaffee war ebenfalls anders zubereitet. Aufgeschüttet. Es wurden Bohnen gemahlen und das Gemahlene mit heißem Wasser überbrüht, was natürlich "Satz" gab, oder das Kaffeepulver wurde in einen Filter gegeben, der dann nach und nach mit heißem Wasser übergossen wurde. Man weiß heute, dass frisch gemahlene Bohnen ein viel üppigeres Aroma entfalten als schon länger fertig gemahlene in der Verpackung, wobei das Pulver dann erst auch noch die Kaffeemaschine durchläuft.
Auf jeden Fall ging es dann nach dem Kaffeeplausch zu einem Spaziergang in den nahen Wald. Für den Nachwuchs passte es auch, weil mit den Familienbesuchen auch immer - altersgerecht - Kinder dabei waren.
Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre änderte sich das nach und nach. Es kamen Autos ins Spiel. Man ging weniger spazieren, sondern unternahm Ausflugsfahrten. Die erste Zeit auch noch gemeinsam. Mit mehreren Autos und Familien ging es dann in den Westerwald und ins Bergische, nach Koblenz zum Deutschen Eck, an den Rhein und nach Königswinter mit dem Drachenfels. Zum Mai oder zu Pfingsten schmückte man dann, um etwas von den Tagen beizubehalten, das Auto, zum Beispiel am Kühlergrill, mit frischen, grünenden Ästen.
Noch viel früher wurden diese Frühlingsfeste vor allem von der Jugend viel intensiver begangen. Manche Tradition ist in dem einen oder anderen Dorf noch erhalten geblieben. Im Siegerland war es zum Maienbeginn das ausgesuchte Maimädchen und zu Pfingsten zogen die Burschen mit dem von grünem Ginster und Birkenzweigen umhangenen Pfingstlümmel um. Von Haus zu Haus. Wie im Mai sagte man ein kleines Gedicht auf und sammelte Gaben wie Eier, Speck und anderes. Darauf wurde anschließend bei einem gemütlichen Beisammensein Leckeres "gezaubert". Der "Pengstlömmel" oder der "Pengste-Maa" ist noch einigen bekannt.
So manches davon lebt auch in den Heimatbüchlein bei www.buchjuwel.de auf.

Elementare Fragen

Was ist's, was Licht und Wärme bringt
und gurgelnd durch das Bächlein rinnt?
Was hat seit Ewigkeit Bestand
in diesem großen Erdenland?

Beides, das sei schon gesagt,
erhält das Leben Tag für Tag.
Was ist nun das in Gottes Flur?
Sonn' und Wasser, die Natur.

Montag, 25. Mai 2009

Gewählt - besser direkt vom Volk

Gewählt ist nun Herr Präsident,
es ist der, den man schon kennt.
Repräsentation, das ist sein Amt,
reist dafür von Land zu Land.

Jedoch vom Volk gewählt, das ist er nicht,
noch ist es der "Versammlung" Pflicht.
Schön wär's, wenn der Souverän bestimnmt,
wer die Präsidentenwahl gewinnt.

Der "Neue" sagt' es schon ganz richtig,
der Volksentscheid, er wäre wichtig.
Bei der Präsidentenwahl nun nicht allein:
auch sonst sollt' Volk Entscheider sein.

Samstag, 23. Mai 2009

Lebensdinge, kurz und knapp

Das Gestern

Tropfen für Tropfen
fließen im Leben
die Erinnerungen
zu einem Meer zusammen.

Frühling ist da

Singen, Zwitschern, Zirpschen.
Ein Wald voller Leben.
Gelber Schein am Horizont.
Das Dunkel durchdringend.
Bringt Lebenslicht.
Junger Frühlingsmorgen.

Erinnerungs-Quelle

So viele Lebens-Tränen:
Das Leid der Jahre.
So viele Tränen:
Der Lebensfreude.
Alle schon getrocknet.
Doch die Quelle der Erinnerung.
Sprudelt noch.
Georg Hainer

Schnelle Aufklärung: Mord nebenan

Ein Dienstagabend im Oktober, 20.40 Uhr. Susanne Berger drückt mit zittrigen Händen die Telefontasten: 1 1 0. Sie hat Schreckliches gesehen. Die brünette 38-Jährige hatte schon von solchen Fällen gehört. Aber ein Toter quasi direkt vor ihrer Haustüre?
Sie stand noch unter Schock, als Hauptkommissar Motz mit Assistentin Anne Frieborg an der Haustüre läutete. Die Kripoleute stellten sich vor. Sie baten Frau Berger kurz zu schildern, was sie gesehen hatte und ihnen den Toten zu zeigen. „Da im Schuppen neben dem Haus habe ich ihn zufällig gefunden, weil ich etwas abstellen wollte“, stotterte sie. „ Alles war voller Blut.“ Die gesamte Kleidung des Toten war blutüberströmt. „Kennen Sie den Mann?“ fragte Motz. „Ja, ja“, antwortete sie unter Tränen. „Es ist Jens, ... Jens Margur.“ Um die Spurenlage nicht zu verändern, streiften sich die Kripoleute die Schutzhandschuhe über. In der inneren Jackettasche fanden sie den Ausweis. „Er wohnt in der Marktstraße.“. „Ja,“ sagte Susanne stockend, „das ist nur ein paar Straßen weiter.“
Die Kommissare nehmen an, dass das Opfer letztlich wohl verblutet ist und bemerken, dass auf dem staubigen Boden von der Türe her Schleifspuren sind. Sie leiten alles in die Wege, fordern Spurensicherung und Gerichtsmedizin an. Als sich Frau Berger etwas beruhigt hat, bohren sie nach. „Sie kennen das Opfer. Haben Sie es gut gekannt? Wann haben Sie Jens Margur zum letzten Mal gesehen?“ Es stellt sich schnell heraus, dass Susanne Herrn Margur nicht nur kannte, sondern, was sie auf drängende Fragen zugab, schon etwa eineinhalb Jahre ein Verhältnis mit ihm hatte. „Jens kam ab und zu in der Woche nach der Arbeit zu mir. Weil die Treffen so selten waren, blieben wir meist hier bei mir. Heute ist er gegen 19 Uhr gegangen. Frau Berger war geschieden. Seit elf Jahren. Ihr früherer Mann wohnte aber weit entfernt und war wieder verheiratet. Kommissar Motz lässt nicht locker. Wie war das heute Nachmittag? Hatten Sie Streit?“ „Nein, im Gegenteil, es waren harmonische zwei Stunden, und wir haben uns für Freitagnachmittag wieder verabredet.“

Die nächste Runde
Für Kommissar Motz und Assistentin ist es zwar Routine, aber dennoch nie einfach, die Angehörigen des Toten zu informieren. Sie klingeln in der Marktstraße 12 bei Marga Margur, der Ehefrau des Opfers. Sie stellen sich vor und sagen: „Frau Margur, wir haben etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen. Dürfen wir hereinkommen?“ „Natürlich, um was geht es?“ „Setzen Sie sich bitte“, sagt Anne Frieborg. „Wir müssen Ihnen etwa Unangenehmes mitteilen. Es geht um Ihren Mann. Er ist tot. Aber kein Unfall. Wahrscheinlich ist er getötet worden.“ Die aparte 42-Jährige springt auf, stößt einen gedehnten Entsetzensschrei aus und vergräbt sich dann wieder im Sessel. „Wann haben Sie Ihren Mann zuletzt gesehen?“ fragt Kommissarin Anne. „Heute morgen, als er wie immer gegen halbacht zur Arbeit ging.“ „Motz hakt nach. War alles so wie immer? Hatte er Feinde?“ Marga Markur erzählt leise, dass alles völlig normal gewesen sei. Sie könne sich nicht vorstellen, dass ihr Mann Feinde gehabt habe. Und auf die Frage, ob Sie nicht nachmittags wartete, da ihr Mann doch meist um etwa 16.30 Uhr Arbeitsschluss habe, antwortete sie direkt: „Nein, nein!“ Ihr Mann müsse oft Überstunden schieben. „Manchmal fährt er auch erst noch in die Stadt, um Besorgungen zu machen.“
„Wir haben ihn nur ein paar Straßen weiter in einem alten Schuppen gefunden. Vom Hals an völlig blutüberströmt. Kein schöner Anblick.“ Marga Markur vergoss ein paar Tränen. „Wer wird so schrecklich mit einem Messer auf ihn eingestochen haben?“
Kommissar Motz und Assistentin Anne Frieborg schauten sich an. „Frau Markur, danke für Ihre Aussage. Bitte sagen Sie uns, wenn Sie Ihren Mann nochmals sehen wollen."
Im Auto war den Kommissaren schnell diese Aussage klar. Denn niemand hatte bisher davon gesprochen, dass Jens Margur mit Messerstichen tödlich attackiert wurde. Die Auswertung der Gerichtsmedizin ergab dann auch, dass das Oper mehrere Stiche in den Hals bekommen hatte und ins Herz, der dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich war. Marga Markur wurde verhaftet und der Prozess gemacht. Wie sich herausstellte, wusste sie schon seit über einem halben Jahr von dem Verhältnis ihres Mannes. Sie selbst hatte ebenfalls bereits längerer Zeit einen Liebhaber, der jetzt gefordert hatte, dass sie zu ihm ziehen und sich endlich scheiden lassen solle. Sie hatte ihrem Mann an diesem dunklen Herbstabend aufgelauert, ihn gar nicht mehr erst zur Rede gestellt und ihn mit dem Dolchmesser attackiert. Als er zusammensank, zog sie ihn in den Schuppen und ließ in dort liegen. Das Messer warf sie im weiten Bogen weg. Die Spurensicherung fand es hinter einer alten Schubkarre. „Schlecht abgewischt“, stellte der Fachmann von der „Spusi“ fest. „Noch viele brauchbare Spuren.“
Georg Hainer

Mittwoch, 20. Mai 2009

Häuserrunden-Hunde

Es waren mal zwei Hunde,
zogen abends in die Häuserrunde,
schlürften hier und da am Bier,
glaubten dann, sie wären vier.

Kamen näher Katzen ran,
schlugen sie sogleich laut an,
fühlten sich als vier gleich wie die Kings,
doch beim ersten Krallenschlang verging's.

Zurück man zog sich dann in heimisch Hof,
benebelt, aber doch nicht doof.
Hat an den Kater noch gedacht,
aber abends sich belacht.

Bald sind sie wieder munter, heiter
und ziehen wieder weiter,
Zoff kann's ja mal geben,
so sind Hundenächte eben.
Georg Hainer




Freitag, 15. Mai 2009

Vogel-Frühling

Frühling ist's, die Vögel singen,
bringen Wälder gleich ins Klingen.
In der Frühe hört man's schon,
den melodisch-lauten Ton.

Im Bette wacht man auf sodann,
weil man nicht mehr schlafen kann,
doch gern hört man das Tiri-li-li-la,
hei, der Frühling, der ist da!
Georg Hainer