Für die Gaben der Natur, Feldfrüchte und auch Obst, hier auf einem Hof zusammengestellt, dankt man zum Erntefest, zum Erntedanktag. (Alle Fotos (c): presseweller)
Gottesdienste und Festumzüge / Noch immer Hunderte Millionen Hungernder
September 2014. (buch-juwel/jw). Wenn Bergbäuerin Alwine hoch oben in ihrem Haus am Steilhang sorgsam den Teig für die Brote zubereitet, dann ist das ein archaisches Bild. Das Mehl stammt vom eigenen Getreide, der Sauerteig gehört dazu. Gleich mehrere mit einem „Gottesauge“ versehene Teiglaiber kommen in den großen gekachelten Ofen, wenn ihn die rot glühenden Holzscheite auf die richtige Temperatur gebracht haben. Bald durchströmt wohliger Backduft das Bauernhaus in den Bergen. So kommt einem die Bitte aus unserem christlichen Vaterunser näher: „Unser täglich Brot gib uns heute“. An Erntedank ist Zeit, darüber nachzudenken, dass das „täglich Brot“ nicht selbstverständlich ist, wie man aus vielen Teilen der Welt weiß. Täglich so viel zu essen zu haben, dass man nicht hungern muss, ist eine dankenswerte Sache.
Brot, in
unterschiedlichen Formen und Zubereitungen, ist weltweit für viele
Menschen neben wie bei uns Kartoffeln und anderswo Reis, Hirse oder
andere Getreideprodukte ein Grundnahrungsmittel. In der Bibel wird
das Wort auch bildhaft wie „Brot des Lebens“ gebraucht. Zu der
Bitte ums tägliche Brot im Vaterunser gehört auch das Danken.
Schließlich ist es längst nicht selbstverständlich, sich Tag für
Tag ausreichend ernähren zu können. Im Klartext heißt das, dass
Hunderte Millionen Menschen Hunger leiden, darunter sind Millionen
von Kindern. Auf der einen Seite Überflussgesellschaften, auf der
anderen bittere Not. Das Erntedankfest gibt für jeden, der nicht
unter Hunger leiden muss, Anlass, dafür zu danken, dass ausreichend
Getreide, Gemüse und Obst für die ständige Versorgung geerntet
werden konnte. Es sollte auch dazu dienen, für die zu bitten, deren
tägliche Ernährung nicht gesichert ist.
Vielerorts und verschieden
Gerade in ländlichen
Gebieten hat das Erntedankfest schon immer einen hohen Stellenwert.
Erntefeste gibt es seit Jahrhunderten. Sie werden in vielen Ländern
auf verschiedene Art und Weise und auch zu verschiedenen Terminen
gefeiert. In Deutschland begeht man das Fest Ende September, Anfang
Oktober, häufig am ersten Sonntag im Oktober. Bei den
Erntedank-Gottesdiensten ist die Kirche mit den Früchten der Natur
geschmückt, wobei die Kornähren nicht fehlen dürfen. Zum Teil
werden besondere Gebinde bis hin zur Erntekrone angefertigt. Je nach
Region und Ort gibt es Ernteumzüge und besondere Feiern.
Erntedank wird je nach Ort und Region auch mit Ernteumzügen gefeiert. (Foto: presseweller)
Vom Säen und
Pflügen über die Pflege bis zum Ausmachen und Pflücken gehen einige
Monate mit viel Arbeit ins Land. Der Ertrag ist längst nicht immer
gleich. Immer wieder einmal gibt es auch größere Ernteausfälle
durch Unwetter oder extreme Witterungsbedingungen. Es gibt also allen
Grund, für eine gute Ernte zu danken.
Der Hunger ist nicht besiegt
Gerade die Vor- und
Vorvor-Generation weiß bei uns noch, was Hunger bedeutet. Die
schlimmen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg und nur wenige Jahre
später nach dem weltweiten Wirtschaftszusammenbruch 1929 haben
manche noch miterlebt. Viele Menschen mehr erinnern sich noch an die
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und den großen Zerstörungen. Man
musste sehen, wie und wo man etwas zu essen bekam. Einfachste
Mahlzeiten, auch mit Waldfrüchten und ideenreichen Backmischungen
und dünnen Suppen retteten das Überleben. Das „Hamstern“, Schwarzmarktgeschäfte und
Tauschhandel waren nach 1945 an der Tagesordnung. Nach der
Währungsreform 1948 gab es Besserung. Über die Seiten buch-juwel.de
sind dazu in Kürze Magazine von 1918 bis in die 1950er-Jahre
kostenfrei aufrufbar.
Wenn es auch in
Deutschland und anderswo wieder aufwärts ging, war und ist das bis
heute nicht überall so. Besonders wenn man in Teile Südostasiens
und Afrikas schaut, sieht die „Hungerwelt“ noch schlimm aus. Die
Welthungerhilfe weißt in ihren online abrufbaren Schriften darauf
hin, dass – mit Bezug auf Zahlen der Vereinten Nationen – weit
über 800 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden müssen, davon
viele, viele Kinder. Schlimm. Zum einen gibt es bitterste Armut und
zum anderen Überfluss und täglich Lebensmittelvernichtung. Da wird
oft zu viel gekauft und der Lebensmittel-Rest im Müll entsorgt. Hält
man sich selbst den Spiegel vor, weiß man, dass das gar nicht so
selten vorkommt. In Deutschland sind für Menschen, die nicht genug
Geld haben, sich ausreichend zu versorgen, die „Tafeln“ eine
große Hilfe. Gut!
Die
Ernährungsprobleme gibt es aber nicht nur in „armen Ländern“,
sondern auch dort, wo Dürren, Erdbeben oder Überschwemmungen große
Ernteausfälle im Gefolge haben sowie in den Ländern und Regionen,
in denen Krieg und Unruhen herrschen, wo Menschen teils ohne ihr Hab
und Gut flüchten müssen, um zumindest ihr Leben zu retten. Und das
sind heute bedauerlicherweise sehr viele.
Ist man von alledem
glücklicherweise nicht betroffen, gibt gerade
das Erntedankfest die Möglichkeit, Dank zu sagen: für die Ernte,
dafür, dass man nicht hungern muss, einfach danke fürs „tägliche
Brot“. (presseweller)
Bei
http://www.buch-juwel.de gibt
es von Zeit zu Zeit Berichte zu christlichen
Feiertagen. Redaktionen können nach einzelnen Fotos zum Thema
anfragen.
Auf den Seiten ist auch eine Kurz-Dokumentation zu Mussen des 1. Weltkriegs an der Gebirgsfronbt in Karnischen und Julischen Alpen abrufbar.