Freitag, 12. September 2014

Erntedank fürs "tägliche Brot“


Für die Gaben der Natur, Feldfrüchte und auch Obst, hier auf einem Hof zusammengestellt, dankt man zum Erntefest, zum Erntedanktag. (Alle Fotos (c): presseweller)


Gottesdienste und Festumzüge / Noch immer Hunderte Millionen Hungernder

September 2014. (buch-juwel/jw). Wenn Bergbäuerin Alwine hoch oben in ihrem Haus am Steilhang sorgsam den Teig für die Brote zubereitet, dann ist das ein archaisches Bild. Das Mehl stammt vom eigenen Getreide, der Sauerteig gehört dazu. Gleich mehrere mit einem „Gottesauge“ versehene Teiglaiber kommen in den großen gekachelten Ofen, wenn ihn die rot glühenden Holzscheite auf die richtige Temperatur gebracht haben. Bald durchströmt wohliger Backduft das Bauernhaus in den Bergen. So kommt einem die Bitte aus unserem christlichen Vaterunser näher: „Unser täglich Brot gib uns heute“. An Erntedank ist Zeit, darüber nachzudenken, dass das „täglich Brot“ nicht selbstverständlich ist, wie man aus vielen Teilen der Welt weiß. Täglich so viel zu essen zu haben, dass man nicht hungern muss, ist eine dankenswerte Sache.

Brot, in unterschiedlichen Formen und Zubereitungen, ist weltweit für viele Menschen neben wie bei uns Kartoffeln und anderswo Reis, Hirse oder andere Getreideprodukte ein Grundnahrungsmittel. In der Bibel wird das Wort auch bildhaft wie „Brot des Lebens“ gebraucht. Zu der Bitte ums tägliche Brot im Vaterunser gehört auch das Danken. Schließlich ist es längst nicht selbstverständlich, sich Tag für Tag ausreichend ernähren zu können. Im Klartext heißt das, dass Hunderte Millionen Menschen Hunger leiden, darunter sind Millionen von Kindern. Auf der einen Seite Überflussgesellschaften, auf der anderen bittere Not. Das Erntedankfest gibt für jeden, der nicht unter Hunger leiden muss, Anlass, dafür zu danken, dass ausreichend Getreide, Gemüse und Obst für die ständige Versorgung geerntet werden konnte. Es sollte auch dazu dienen, für die zu bitten, deren tägliche Ernährung nicht gesichert ist.

Vielerorts und verschieden

Gerade in ländlichen Gebieten hat das Erntedankfest schon immer einen hohen Stellenwert. Erntefeste gibt es seit Jahrhunderten. Sie werden in vielen Ländern auf verschiedene Art und Weise und auch zu verschiedenen Terminen gefeiert. In Deutschland begeht man das Fest Ende September, Anfang Oktober, häufig am ersten Sonntag im Oktober. Bei den Erntedank-Gottesdiensten ist die Kirche mit den Früchten der Natur geschmückt, wobei die Kornähren nicht fehlen dürfen. Zum Teil werden besondere Gebinde bis hin zur Erntekrone angefertigt. Je nach Region und Ort gibt es Ernteumzüge und besondere Feiern.
 
 
Erntedank wird je nach Ort und Region auch mit Ernteumzügen gefeiert. (Foto: presseweller)

Vom Säen und Pflügen über die Pflege bis zum Ausmachen und Pflücken gehen einige Monate mit viel Arbeit ins Land. Der Ertrag ist längst nicht immer gleich. Immer wieder einmal gibt es auch größere Ernteausfälle durch Unwetter oder extreme Witterungsbedingungen. Es gibt also allen Grund, für eine gute Ernte zu danken.

Der Hunger ist nicht besiegt


Gerade die Vor- und Vorvor-Generation weiß bei uns noch, was Hunger bedeutet. Die schlimmen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg und nur wenige Jahre später nach dem weltweiten Wirtschaftszusammenbruch 1929 haben manche noch miterlebt. Viele Menschen mehr erinnern sich noch an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und den großen Zerstörungen. Man musste sehen, wie und wo man etwas zu essen bekam. Einfachste Mahlzeiten, auch mit Waldfrüchten und ideenreichen Backmischungen und dünnen Suppen retteten das Überleben. Das „Hamstern“, Schwarzmarktgeschäfte und Tauschhandel waren nach 1945 an der Tagesordnung. Nach der Währungsreform 1948 gab es Besserung. Über die Seiten buch-juwel.de sind dazu in Kürze Magazine von 1918 bis in die 1950er-Jahre kostenfrei aufrufbar.

Wenn es auch in Deutschland und anderswo wieder aufwärts ging, war und ist das bis heute nicht überall so. Besonders wenn man in Teile Südostasiens und Afrikas schaut, sieht die „Hungerwelt“ noch schlimm aus. Die Welthungerhilfe weißt in ihren online abrufbaren Schriften darauf hin, dass – mit Bezug auf Zahlen der Vereinten Nationen – weit über 800 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden müssen, davon viele, viele Kinder. Schlimm. Zum einen gibt es bitterste Armut und zum anderen Überfluss und täglich Lebensmittelvernichtung. Da wird oft zu viel gekauft und der Lebensmittel-Rest im Müll entsorgt. Hält man sich selbst den Spiegel vor, weiß man, dass das gar nicht so selten vorkommt. In Deutschland sind für Menschen, die nicht genug Geld haben, sich ausreichend zu versorgen, die „Tafeln“ eine große Hilfe. Gut!

Die Ernährungsprobleme gibt es aber nicht nur in „armen Ländern“, sondern auch dort, wo Dürren, Erdbeben oder Überschwemmungen große Ernteausfälle im Gefolge haben sowie in den Ländern und Regionen, in denen Krieg und Unruhen herrschen, wo Menschen teils ohne ihr Hab und Gut flüchten müssen, um zumindest ihr Leben zu retten. Und das sind heute bedauerlicherweise sehr viele.

Ist man von alledem glücklicherweise nicht betroffen, gibt gerade das Erntedankfest die Möglichkeit, Dank zu sagen: für die Ernte, dafür, dass man nicht hungern muss, einfach danke fürs „tägliche Brot“. (presseweller)


Bei http://www.buch-juwel.de gibt es von Zeit zu Zeit Berichte zu christlichen Feiertagen. Redaktionen können nach einzelnen Fotos zum Thema anfragen.


Auf den Seiten ist auch eine Kurz-Dokumentation zu Mussen des 1. Weltkriegs an der Gebirgsfronbt in Karnischen und Julischen Alpen abrufbar.