Montag, 17. November 2014

Monat in Grau

Zyklus "Lyrische Momente"




Wer ist unterwegs
im Frühnebel, Dunst,
Landschaft umgeben
von grauem Schleier?

Glitzerndes Tau auf Wiesen,
Frost gewinnt an Boden. Winternähe.
Die Zugvögel machen sich davon.
Lange Reise. Hoffentlich eine gute.

Graue Zeit, in der die Gräber
Schmuck erhalten. Kränze, ohne
Anfang, ohne Ende. Immer.
Farbiger Blumenschmuck erzählt
von stetiger Erneuerung,
der Lebensbuntheit, nicht enden wollendem
Kreislauf ewiger Natur und Schöpfung.

Angehörige gedenken der Toten,
lassen Bilder aus alten Tagen
in ihrem Geist aufblitzen,
denken an erdliche Endlichkeit.
Aber Ewigkeit irgendwo dort oben.

Unterwegs in Wald und Feld,
aber Streben nach Heim, Familie.
Der November gibt den Stab weiter.
Der Winter kommt bald.
Zu Hause sind die Stuben
mollig gewärmt, um das Leben
gerade so zu leben, wie es ist.
Kerzenlicht erfreut die Seele.
Wer will da noch unterwegs sein?

                              Georg Hainer

Freitag, 14. November 2014

Zyklus Lyrische Momente: Havelland-Herbst

Im Havelland-Herbst


Tief von Osten neigt die Sonne zu,
die Menschen liegen noch zur Ruh,
überm Luch rot-gelber Schein nun liegt,
wo bereits der erste Kranich fliegt.

Das Land die Morgensonn erhellt,
überstrahlt sie nach und nach die ganze Welt.
Wir sehen, wie das Havelland erwacht,
über dem die Sonn nun freundlich lacht.

Da kommt Herr Ribbeck in den Sinn,
sind's Kanäle und der Rhin,
Kranich, Störche und die Trappen,
Birken, Kiefern und die Pappeln.

Im Morgendunst die weiten Wiesen, Felder,
Grün-Brau-Gelb die märk'schen Wälder,
ein Reh im Wabbernebel steht,
hoffend, dass der Morgennebel bald vergeht.

                                              Georg Hainer


Zyklus lyrische Momente: Herbst-Welt



Bunte Welt des Herbstes


Blau wie das Meer überspannt Himmel die Welt,
Sonnenstrahl wärmt Menschen und Feld.
Rot leuchtet der Apfel im alten Baum,
warm ist das Licht, ein Herbsttag-Traum.

Gelb die Stoppeln auf den Feldern,
ein Rot-Grün-Gelb in allen Wäldern,
das Braun gesellt sich noch dazu,
bald die Nacht gibt allen Farben Ruh'.

Die Ernte liegt wohl in der Scheuer,
hier und da gibt es Kartoffelfeuer,
der Grünkohl noch im Garten steht,
bald von Frost und Wind umweht.

Grauweiß der Vorhang deckengleich
bedeckt des Morgens Erdenreich.
Und manches Tier und jedermann,
der schafft sich nun noch Vorrat an.
Wenn auch das Herbstspiel ohnegleichen,
bald wird die bunte Welt dem Winter weichen.
                                                    Georg Hainer



Der westfälische Schriftsteller Georg Hainer beschreibt in seinem "Lyrischen Zyklus" nicht nur den Herbst. Die aktuellen Beiträge sind der Jahreszeit geschuldet. Seine Gedichte zeigen auch andere Jahreszeiten, erzählen von Heimat und Rückkehr, verwunschenen Landschaften und Träumen.
Gedichte finden sich auch in den verschiedenen Heimatbändchen, die im Verlag Buch-Juwel, Siegen, entstanden sind, von der Bergmanns-Poesie bis zum Heimat-Rückblick in späten Jahren.