Was für ein Farbenspiel. Herbst. (Foto: presseweller)
Hört und seht. Der
Herbst geht über Land, säuselnd und bunt. Die rote Pracht am
Rosenbogen geht dem Ende zu, keck recken noch Sonnenblumen ihre
gelben Strahlenköpfe in den blauen Himmel, hier und da lugen kleine
rote und dicke grüngelbe Äpfel aus den Bäumen. Viele ihrer
Kollegen namens Gravensteiner, Berlepsch, Boskop usw. lagern schon
sauber getrennt auf Regalen, um später nochmals die Menschen mit dem
Natur-Apfelgenuss zu erfreuen. Andere haben längst den Weg in
Saftflaschen, Einmachgläser und zu Apfelmus genommen.
Die Sonne lacht vom
blauen Himmel, in den sich hier und da weiße Wölkchen mischen.
Schönwetterwolken, sagen die Menschen. Noch wärmt die Sonne Boden,
Luft und Menschen, hält es aber nicht mehr allzu lange aus. Jeden
Tag ein Stückchen früher verzieht sie sich in ihr Schlafgemach – wie
zu Urzeiten, von Generation zu Generation. Es dämmert und dunkelt,
wird merklich kühler am Abend. Frösteln am frühen Morgen.
Natur und Mensch
genießen die Zeit und bereiten sich dennoch auf den Winter vor. Die
Bäume werfen, ererbte Vorsichtsmaßnahme, nach und nach ihre Blätter ab, die sich mal Rot, mal
Gelb, mal Grün, mal Hell- und mal Dunkelbraun zeigen und die Wälder
in einen Farbrausch versetzen, der aber dennoch bald vergeht, auch uns erinnernd an
Vergänglichkeit. In den Häusern kommen die
leicht-lockeren Sommergewänder auf Seite, Austausch gegen Wärmeres.
Kinder sammeln
Kastanien, so glänzend braun, so schön. Kleine Männchen und
anderes daraus basteln. Die Kartoffelfelder sind mehr und mehr
abgeerntet. Die gesunde Knolle liegt im Keller und in Regalen, meist
anders als früher, als Kartoffeln noch bevorratet wurden, je nach
Familiengröße zentnerweise „eingekellert“. Ein
Rotkohl und ein Weißkohl laden ein, geerntet zu werden. Prall
glänzen die Tomaten am Strauch. Hm, sie schmecken,wie sie sollen.
Tomatisch, frisch. Wer selbst angebaut hat, kann nun den köstlichen
Lohn seiner Arbeit genießen.
Dick, rot und gelb
werden die Kürbisse ins Haus gebracht. Ausgehöhlt. Mal zu Suppe
verarbeitet, mal zu Gemüse und mal süß-sauer eingelegt. Lecker.
Und wieder ein anderes Mal wird an ihnen geschnitzt. Oh, ein
Kürbisgesicht, das mit dem Licht im Hohlraum auch im Dunkeln noch
erfreut.
Wie ferner lieblich
Klang säuselt ein Wind übers Land, der sich hier und da sowie ab und
an auch stürmisch wie eine Drum-Einlage gibt, sodass sich die Bäume tief verneigen. Ja, wir wissen, wer du bist.
Noch spielt der
Herbst seine Melodien, die leicht beschwingt klingen, bald schon
langsamer und stiller in ein Adagio und Largo übergehen, fast
melancholisch. „Ja“, wispert es aus den Bäumen, „der Herbst
geht irgendwo hin, kommt aber wieder“. Gerne warten wir ein Jahr
auf den dann wieder neuen Zauber des Herbstes. Möge es lange so bleiben.
Georg Hainer