Eier im Garten – manches Mal bei Schnee - suchen
Zur Osterzeit gibt es überall schöne und teils üppige Dekorationen. (Fotos/ Repros: (c) presseweller)
Im März 2018. Bis
heute scheint sich der Spruch von Mutter, Vater, Oma oder Opa an die
Kinder gehalten zu haben: „Komm schnell ans Fenster, der
Osterhase!“ Waren wir dann flugs da, hieß es dennoch: „Schade,
er ist gerade um die Ecke.“ Die Enttäuschung hielt sich in
Grenzen, weil er zumindest wohl die Nester gefüllt hatte. Wenn nach
dem Winter das Osterfest nahte, war das für uns Kinder und auch für
die Eltern und Erwachsenen eine besondere Zeit. Der Frühlingsanfang
war gemacht. Ostern kam mal etwas früher und mal etwas später. So
war das Wetter längst nicht immer verlässlich. Manchmal mussten wir
die Eier im Schnee suchen. Da war es praktisch, dass sie bunt gefärbt
waren, und die zuständigen Hasen mit ihrer Mannschaft ganze Arbeit
geleistet hatten. Oft aber schon strahlte auch die Sonne, und wir
suchten die grünen Moosnester voller Eiern zwischen blühenden
Krokussen, den letzten Schneeglöckchen und Büschen. Und dieses
„Spiel“ des Suchens hat sich bis heute erhalten, weil unsere
Freunde und wir es mit unseren Kindern ebenso hielten, und die es nun
wiederum in ihren Familien weiterhin pflegen. Wie schön.
Im ewigen Kreislauf des Lebens legt sich die Natur im Frühling ein buntes Kleid an.
Zu Ostern hat sich
die Natur bereits ein grünes Kleid angelegt, und wenn die
Sonnenstrahlen über blaue Krokusse und andere Frühjahrsblüher
springen, dann wärmt das die Herzen und bringt tief drin Freude und
Zufriedenheit. So oft ist der Frühling besungen und bedichtet, um
dem Blühen und Grünen und den aufflammenden neuen Gefühlen nach
dem vielleicht harten, aber meist zumindest kalten Winter Auftrieb zu
geben. Auch in diesem Jahr wird er dringend erwartet, nachdem
Väterchen Frost noch in der 3. Märzwoche heftig unterwegs war,
eisiger Wind inklusive. Aber, wir halten es mit Emanuel Geibel, bei
dem es im Gedicht heißt … es muss doch wieder Frühling werden …!,
und Eduard Mörike „Frühling lässt sein blaues Band ...“. So
hoffen wir wie früher und freuen uns auf Ostern.
Mit künstlichem Moos ist das Osternest auf dem Tisch dekoriert.
Moos sammeln
In der Vorwoche zum
großen Christenfest ging es mit Mutter oder Eltern in den Wald, um
Moos zu holen. Das bildete mit seinem Dunkel-bis-Hellgrün und der
weichen, angenehm zu fassenden Struktur schließlich die Grundlage
für die so ausgepolsterten Nester. Noch mehr als in den Gärten
begleitete uns im Wald von allen Seiten das Vogelgezwitscher, mal aus
den hellgrünen Birken, den Buchen und Eichen und mal aus den dunklen
Fichten und Tannen, die sich ehedem noch mit ihren schneebedeckten
Zweigen als wahre „Weihnachtsbäume“ gezeigt hatten. Für die
Vogelschar, die schon einige Zeit wieder aus dem Süden zu uns
zurückgefunden hatte, hieß es: Nester bauen. Schließlich soll es
der Nachwuchs gemütlich haben. Zu Hause war österlich dekoriert,
mit grünen Zweigen, Hasenfiguren und ab und zu mit bunten,
ausgeblasenen Eiern. Später standen dann ab und zu auf einem Bord
auch Figuren der „Häschenschule“. Schule war auch für die
Schulkinder wichtig. Früher stand Ostern noch wegen eines anderen
Termins im Gedächtnis: Vor den Ferien gab's die
„Versetzungs-Zeugnisse“, die „Giftblätter“.
Karfreitag, "dunkler" Kreuzigungs- und stiller Feiertag. Bald aber schon erhellt sich die Welt wieder. Auferstehung!
Ruhige Tage mit
Kirchgang
In der Karwoche ging
es zu Hause ruhiger zu, vor allem ab Gründonnerstag. Viele hatten
bereits seit Aschermittwoch gefastet. Manche Spielfreunde
verzichteten in dieser Zeit auf Klümpchen, Bonbons. Besonders von
Gründonnerstag bis Karsamstag hieß es in vielen Familien
„Schmalhans Küchenmeister“. Ohnehin standen in den
1950er-Jahren während der Woche meist keine üppigen Fleischspeisen
auf dem Essensplan. Vor dem Ostertag kochte Mutter dann zum Beispiel
Spinat und Kartoffeln mit Eiern, an Karfreitag gab es meist
gebratenen Fisch. Den konnte man donnerstags im nahen Konsum holen.
Manche gingen Karfreitag und an Ostern in die Kirche, die meisten
zumindest am Osterfeiertag. Man gesellte sich mit Nachbarn zum
Kirchgang. Die Dunkelheit und Stille zum Kreuzigungsgeschehen in
Golgatha war gewichen, das Leben hatte über den Tod gesiegt, wie es
uns unser abendländischer Glaube seit Generationen gelehrt hat.
Auferstehung! In den Gesichtern der Gottesdienstteilnehmer stand
Freude, sie strahlten Güte und Wärme aus.
Wir Kinder hatten
schon vor dem Kirchgang die Nester gesucht und die bunte
Eier-Vielfalt eingesammelt. In späten Jahren war auch manchmal ein
Schokoladen-Ei oder -Osterhase dabei.
Noch ist es frisch beim Frühlingsspaziergang.
Spaziergänge und
Besuche
Ostern waren Tage im
sonntäglichen Glanz. Alle waren festtagsgemäß, sonntäglich,
gekleidet. Die Frauen und Mädchen in Kleidern oder Blusen und
Röcken, die Jungs und Männer in Anzügen oder Kombinationen mit
teils hellen oder weißen Hemden und meist Krawatte. Nein, mit Jeans
und Co. war kaum jemand unterwegs. Festtäglich eben. Schön,
feierlich, gut.
Alleine in der
Familie oder mit guten Bekannten gab es gemeinsames Kaffeetrinken mit
Obstboden, Torte und Marmorkuchen. Oft schloss sich ein Spaziergang
durch den nahen Wald an. Wie heute noch gepflegt, fanden wir Kinder
hinter diesem und jenem Baum oder Busch noch bunte Eier. Der
Osterhase ist eben fleißig!
Am anderen Feiertag
ging es zu Besuch bei den Großeltern, wo teils auch die Tanten und
Onkels mit Familien in der Nähe wohnten. Da gab es dann für uns
Kinder nochmals bunte Eier und für alle Nachmittagskuchen und
gemütliches Beisammensein. Wir Kinder, die Lotte, Susanne, der
Lothar, Heinz, der Wolfgang und … und … waren außerdem mit
Eier-Dippen, -Detschen, -Kippen, Eier-Weitwurf und -Hochwurf über
die Wäscheleine beschäftigt. Welches Ei ist am stabilsten?
Zerborstene mussten an den „Sieger" abgegeben werden. Aber das war
ein Hin und Her und hat Spaß gemacht. Alles das sorgte für erfüllte
Festtage, die uns am nächsten Tag wieder unbeschwerter in den Alltag
eintauchen und uns andere fragen ließen: „Hattet ihr schöne
Ostern?“, worauf es meist ein zufriedenes „Ja!“ gab.
Kunterbunte Eierwelt aus der Hasenwerkstatt.
Ostern und Frühling
Wie ist das schön,
wenn wir Menschen an Ostern sowie anderen Festtagen einmal ein gutes
Stück des Alltags hinter uns lassen. Uralte Bräuche und Feste sowie
der Name der germanischen Frühlingsgöttin Ostera werden zur
Erklärung für das Wort Ostern herangezogen. Eier stehen für die
Fruchtbarkeit, wenn auch die Hühner als Produzenten eher im
Hintergrund bleiben. Der Hase hat ihnen die Schau „gestohlen“.
Und über allem steht der Frühling, der für neues Leben und
Erneuerung der Natur steht, jahrein, jahraus. Er beschert uns, ob zur
Kinderzeit oder heute, stets das Wiedererwachen der Natur, taucht
Landschaften in ein mildes Grün und bunte Blumenfarben. Er zaubert
ein Lächeln auf unsere Gesichter, verschafft dem Leben neuen Atem
und zeigt das Wunderwerk Natur in wieder neuem Glanz, zeugt von den
Geheimnissen allen Lebens. Jürgen Weller
...........Fotos aus verschiedenen Jahren. Jürgen Weller berichtet seit Jahren über Feiertage und zu Siegerländer Leben. Über die Homepage www.buch-juwel.de sind Magazine und Poster abrufbar, außerdem gibt es eine umfangreiche Mundartliste in "Siegerländer Platt", die ohne Anmeldung aufgerufen werden kann. "Siegerländer Mundart2 ist lexikonartig aufgebaut - mit Übersetzung und teils mit kurzer Erläuterung. ..........